Wie gut ist die Qualität der gewon­nenen Daten?

Quality means doing it right when no one is looking”Henry Ford.

In diesem Artikel rege ich zum kriti­schen Denken an, bringe Trans­pa­renz in meine Recher­che­ar­beit und enthülle am Ende eine trau­rige, aber ehrliche Erkenntnis.

Wie ich im Methodik-Artikel bereits erwähnt habe, habe ich Antworten von Benut­zern einer Dating-App ausge­wertet, um Erkennt­nisse über die räum­li­chen Präfe­renzen der 16 MBTI-Persön­lich­keits­typen zu erhalten. Die Anzahl der gewon­nenen Daten vari­ierte je nach Persön­lich­keitstyp sehr stark. Insge­samt wurden pro Persön­lich­keitstyp 39 Fragen unter­sucht. Die folgende Über­sicht zeigt, wie viele Antworten je Persön­lich­keitstyp insge­samt gewonnen werden konnten und wie viele Antworten im Durch­schnitt pro Frage vorlagen.

INFP: insge­samt 11701 Antworten (Im Durch­schnitt 300 Antworten pro Frage)

INTJ: insge­samt 8504 Antworten (Im Durch­schnitt 218,1 Antworten pro Frage)

INFJ: insge­samt 8426 Antworten (Im Durch­schnitt 216,1 Antworten pro Frage)

ENFP: insge­samt 7804 Antworten (Im Durch­schnitt 200.1 Antworten pro Frage)

INTP: insge­samt 6432 Antworten (Im Durch­schnitt 164.9 Antworten pro Frage)

ENTP: insge­samt 2535 Antworten (Im Durch­schnitt 65 Antworten pro Frage)

ENFJ: insge­samt 2420 Antworten (Im Durch­schnitt 62,1 Antworten pro Frage)

ENTJ: insge­samt 1529 Antworten (Im Durch­schnitt 39,2 Antworten pro Frage)

ISFJ: insge­samt 1504 Antworten (Im Durch­schnitt 38,6 Antworten pro Frage)

ISTJ: insge­samt 1282 Antworten (Im Durch­schnitt 32,9 Antworten pro Frage)

ISFP: insge­samt 1033 Antworten (Im Durch­schnitt 26,5 Antworten pro Frage)

ISTP: insge­samt 838 Antworten (Im Durch­schnitt 21,5 Antworten pro Frage)

ESFP: insge­samt 623 Antworten (im Durch­schnitt 16 Antworten pro Frage)

ESFJ: insge­samt 611 Antworten (Im Durch­schnitt 15,7 Antworten pro Frage)

ESTJ: insge­samt 484 Antworten (Im Durch­schnitt 12,4 Antworten pro Frage)

ESTP: Keine Daten

Summa summarum

Rechnet man alle Antworten der 16 Persön­lich­keits-Typen zusammen ergeben sich:

insge­samt 55726 Antworten (Im Durch­schnitt 1428,87 Antworten pro Frage)

Zahlen­salat: Auf der Suche nach dem rich­tigen Platz…beziehungsweise dem idealen Wohnort

Myste­riöser Datenmangel

Für den Persön­lich­keitstyp ESTP waren leider keine Daten zu finden. Die Suche nach dem Begriff “ESTP” in der Dating-App lieferte keine Ergeb­nisse. Der Persön­lich­keitstyp kommt jeden­falls in der Bevöl­ke­rung nicht so selten vor, dass man die Selten­heit als Grund für den Daten­mangel sehen könnte. Über den Grund kann also nur speku­liert werden. Möglich wäre:

  • Menschen vom Persön­lich­keits-Typ ESTP haben kein Inter­esse ihren Persön­lich­keitstyp zu ermit­teln bezie­hungs­weise in der App anzugeben.
  • Menschen vom Persön­lich­keits-Typ ESTP haben kein Inter­esse daran die Dating-App (oder sogar Online-Dating im allge­meinen?) zu benutzen
  • Es gibt tech­ni­sche Probleme in der Such­funk­tion der Dating-App
  • Die Dating-App unter­bindet es, dass der Begriff ESTP in der Such­funk­tion Ergeb­nisse liefert
  • weitere Gründe?

Reprä­sen­tativ oder nicht?

Für die 15 anderen Persön­lich­keits­typen waren zwar Daten vorhanden, jedoch in unter­schied­li­cher Qualität. Ich habe für meine Recherche folgendes fest­ge­legt: Fragen bei denen weniger als 10 Antworten gewonnen werden konnten wurden ausge­schlossen. Der Grund: Bei so wenigen Antworten dürfte der Aussa­ge­ge­halt nicht reprä­sen­tativ sein. Sie sind also nicht verwertbar. Die folgende Über­sicht zeigt, wie viele der 39 Fragen pro Persön­lich­keitstyp tatsäch­lich für die Recherche verwertet werden konnten.

INTP: 39 der 39 Fragen waren verwertbar

ENFP: 39 der 39 Fragen waren verwertbar

INFP: 39 der 39 Fragen waren verwertbar

INFJ: 39 der 39 Fragen waren verwertbar

INTJ: 39 der 39 Fragen waren verwertbar

ENTP: 33 der 39 Fragen waren verwertbar

ISFJ: 31 der 39 Fragen waren verwertbar

ENFJ: 31 der 39 Fragen waren verwertbar

ISTJ: 30 der 39 Fragen waren verwertbar

ENTJ: 30 der 39 Fragen waren verwertbar

ISFP: 25 der 39 Fragen waren verwertbar

ISTP: 25 der 39 Fragen waren verwertbar

ESFP: 22 der 39 Fragen waren verwertbar

ESFJ: 22 der 39 Fragen waren verwertbar

ESTJ: 17 der 39 Fragen waren verwertbar

ESTP: Keine Daten

Warum ist die Verwert­bar­keit der Fragen so unterschiedlich?

Zur Erin­ne­rung: Ich habe fest­ge­legt, dass eine Frage dann verwertbar ist, wenn mindes­tens 10 App-Nutzer eine Antwort darauf gegeben haben.

Es ist nicht ersicht­lich warum bestimmte Fragen nicht oder nur sehr wenig beant­wortet wurden. Eine nicht beant­wor­tete Frage wurde von dem jewei­ligen App-Benutzer entweder über­sprungen oder noch nicht gesehen. Anhand der Tatsache, dass es in der App mehrere tausend Fragen gibt ist es nicht verwun­der­lich, dass bestimmte Fragen kaum beant­wortet werden. Kaum jemand der Nutzer*innen macht sich die Mühe einen Groß­teil oder sogar alle Fragen zu beantworten.

Hier folgen ein paar Beispiele von Fragen, die kaum beant­wortet wurden und somit nur bei wenigen der 16 Persön­lich­keits­typen in die Auswer­tung mit eingingen.

Würdest du in Erwä­gung ziehen, an einem Ort zu ziehen, der weit von deinem jetzigen Ort entfernt ist? 

  • Ja
  • Nein

Hast Du jemals davon geträumt, dein jetziges Leben hinter dir zu lassen und an einem neuen Ort neu anzu­fangen wo dich niemand kennt?

  • Ja
  • Nein

Wo verbringst du den Groß­teil deiner Zeit abge­sehen von Arbeit oder Schlaf? 

  • Zuhause
  • Außer­halb von zuhause

Was ist für dich bei der Wahl des Wohn­ortes wichtiger? 

  • Der Ort selbst
  • Die Menschen, die dort leben

Wie oft findest du dich in Gedanken verloren an einem öffent­li­chen Ort wieder, unbe­wusst von deiner Umge­bung oder der verstri­chenen Zeit? 

  • Häufig
  • Manchmal
  • Selten
  • Nie

Die komplette Über­sicht der 39 Fragen findest du — wie bereits erwähnt — im Metho­dikar­tikel.

Schwä­chen der Erhebungsmethode

Zum Schluss möchte ich hier noch ein paar Aspekte nennen, die man an meiner Recher­che­me­thode kritisch sehen sollte.

  • Man könnte anzwei­feln, dass die App-Benutzer manche Fragen nicht wirk­lich ehrlich beant­wortet haben. Man kann davon ausgehen, dass beim Thema Online-Dating durchaus geschum­melt wird.
  • Die Dating-App wird zwar welt­weit verwendet, trotzdem stammen viele der ange­mel­deten Nutzer aus den USA. Das liegt daran, dass die App aus den USA stammt. Es gibt also eine tenden­ziell einsei­tige Länder­kon­zen­tra­tion.
  • Bei fast allen Fragen fehlt die Antwort­mög­lich­keit “Weiß nicht” oder “Keine Angabe”. Das könnte dazu führen, dass Nutzer sich zu einer bestimmten Antwort gedrungen fühlen, die nicht voll und ganz auf sie zutrifft.
  • Einige wenige App-Benutzer haben mehrere MBTI-Persön­lich­keits-Typen in ihrem Profil ange­geben (zum Beispiel wenn sie sich nicht sicher sind welcher Typ tatsäch­lich auf sie zutrifft) Diese Personen tauchen in der Auswer­tung doppelt auf. Da die Anzahl aber sehr gering ist wirkt sich das nicht auf die Reprä­sen­ta­ti­vität der Daten aus
  • Deswei­teren wird der Aussage-Gehalt des MBTI immer wieder kriti­siert. Die wissen­schaft­liche Psycho­logie lehnt den MBTI ab, weil die Anfor­de­rungen an Vali­dität und Relia­bi­lität nicht gewähr­leistet sind. Dementspre­chend genügen meine Erkennt­nisse ebenso nicht diesen Anforderungen.

Geschafft!

Ohne zu lügen: Die trau­rige Erkenntnis dieses Arti­kels lautet: Das war der trockenste Artikel, den ich jemals geschrieben habe! Aber es muss sein: Die Qualität der Daten finde ich wichtig. Ich hoffe, dass ich mit diesem Artikel etwas Trans­pa­renz in meine Recher­che­ar­beit bringen konnte.

In Zeiten von Fake­news und sons­tigem Werte­ver­fall wird es meiner Meinung nach immer wich­tiger trans­pa­rente Arbeit zu leisten. Denn nur so trennt sich die Spreu vom Weizen. Außerdem hoffe ich deine grauen Zellen etwas für kriti­sches Denken sensi­bi­li­siert zu haben. Denn wie sagt man so schön:

Traue keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast.”

Zusam­men­fas­send kann ich sagen, dass ich sehr zufrieden mit der Qualität der Daten bin. Zwar ist es ein herber Verlust, dass für den MBTI-Typ ESTP keine Daten zur Verfü­gung stehen, aber daran lässt sich nun mal nichts ändern. In nächster Zeit werde ich die Erkennt­nisse zu allen verblei­benden 15 MBTI Persön­lich­keits-Typen in eigenen Arti­keln präsentieren.

In diesem Sinne: Feel Urban!

Myers-Briggs Type Indi­cator, Myers-Briggs, MBTI and MBTI Logo are trade­marks or regis­tered trade­marks of the MBTI® Trust, Inc., in the United States and other countries.

Sharing is caring! Teile deine Gedanken und Gefühle mit deinen Freunden und Bekannten. Denn auf diese Weise errei­chen Wir zusammen die Menschen, die immer noch am falschen Ort ihr Glück erzwingen wollen.

2 Gedanken zu „Wie gut ist die Qualität der gewon­nenen Daten?

  1. Ich bin ein ESTP und ich finde deine Anmer­kungen schon fast beleidigend
    “Der daten­mangel ist verkraftbar” sind wir also unwichtig ?
    “Höchst­wahr­schein­lich bist du kei ESTP, also kein Grund zur Sorge.”
    Ach machen wir uns Null Gedanken über uns selbst ? Da man allge­mein nur sehr wenig über ESTPs finden kann, empfinde ich diesen kompletten Bericht als nicht veröf­gent­lichbar aufgrund der Formo­lie­rung und Speku­la­tionen. Norma­ler­weise bin ich nicht so über­emp­find­lich aber das man uns für so abge­stumpft hält ist absolut inak­zep­tabel! Wenn Infor­ma­tionen fehlen dann SUCHT man nach Ihnen, statt Halb­wahr­heiten und unvoll­stän­dige Berichte zu veröf­fent­li­chen, hätte ich mehr Inter­esse erwartet. 

    Sehr enttäu­schender Artikel!

    Mit freund­li­chen Grüßen,

    ein enttäuschter ESTP.

    1. Hallo K. Benzler, danke für deine Kritik! Was ich geschrieben hatte war nicht böse gemeint. Es scheint in der Tat so zu sein, dass sich xSTx weniger für das Thema MBTI inter­es­sieren. Das kann ich zum Beispiel daran ablesen, wie oft die einzelnen Artikel aufge­rufen werden. Die Artikel von ISTP, ISTJ und ESTJ werden vergleichs­weise wenig ange­klickt. Nach anderen Typen wird teil­weise 10x mehr gesucht. Am meisten wird zum Beispiel nach INFP und INFJ gesucht. Aber ich gebe dir recht! In meine Schreib­weise hatten sich damals offen­sicht­lich Vorur­teile einge­schli­chen. Ich werde die Formu­lie­rungen ändern! Danke für die Hinweise. (Daten zum Persön­lich­keitstyp ESTP sind leider weiterhin nicht zu finden) Viele Grüße! Christian

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert