“Der Klimawandel wird zu einer Häufung sozialer Katastrophen führen.” — Harald Welzer, Sozialpsychologe.
Die Welt steckt in einer Krise — in einer Klimakrise. Ausgelöst durch den nicht endenden Hunger nach umweltzerstörendem Wirtschaftswachstum in den Industriestaaten. Dazu gehören selbstverständlich auch wir Deutschen.
Das Klima reagierte dieses Jahr mit Hitzewellen in Deutschland, Waldbränden in Kalifornien, Überschwemmungen in Venedig und vielem mehr. Und was machen unsere Regierungen? Sie setzen weiter auf…? Richtig, Wirtschaftswachstum — und damit auf weitere Ressorcenverschwendung, Ausbeutung billiger Produktionsländer, Ausweitung sozialer Ungerechtigkeit und Zerstörung unserer Umwelt. Und der Großteil der Bevölkerung steckt mitten drin.
Wir sind alle Teil des riesigen Problems
Glaubst du nicht? Dann frag dich mal wo dein T‑Shirt herkommt das du gerade anhast. Frag dich mal wie viel CO2 dein Auto in die Luft ablässt. Frag dich was dein Smartphone alleine in der Produktion für einen CO2-Abdruck und Rohstoff-Mix hatte. Und wie viele Kilometer die Südfrucht, die in deiner Obstschale liegt, hinter sich gebracht hat nur um am Ende dann eventuell doch in der Tonne zu landen. Wie viel Schadstoffe dein letzter Flug in die Atmosphäre geballert hat (Ja, auch ich musste mich dieser fiesen Thematik widmen, schließlich bin ich bis nach Australien geflogen). Frag dich auch wie viel Liter Wasser für deinen Burger verbraucht wurden. Wie dein Strom in die Steckdose kommt. Wie deine Heizung warm wird. Und so weiter und so fort.
Puh, ja ich gebe zu: Das sind viele unangenehme Themen. Fiese, unpopuläre Themen. Aber weißt du was? Du kannst dich auch daraus befreien. Vorher musst du aber verstehen, warum wir Menschen uns in so einer misslichen Lage befinden.
Das Asch-Experiment
Menschen wollen sich immer ihrer Gruppe bzw der Gesellschaft anpassen. Das bringt Sicherheit. Wenn die Gruppe aber aus welchen Gründen auch immer am Leben vorbei läuft (so wie unsere Gesellschaft derzeit) dann bist du extrem anfällig dafür, dass du auch anfängst am Leben vorbei zu laufen. Du lässt dich manipulieren. Bildet man dieses Phänomen in einem Experiment ab, dann sieht das so aus:
FOMO — Die Angst etwas zu verpassen
Das Dramatische: In der echten Welt gibt es keinen Versuchsleiter, der die Manipulation am Ende aufdeckt. Letztendlich schlittern wir tagtäglich in Situationen in denen wir blind der Masse folgen, um nicht energieaufwendig gegen den Strom schwimmen zu müssen — obwohl es für uns und die Gesellschaft besser wäre. Wir vernachlässigen unsere Überzeugungen, treffen negative Entscheidungen, beugen uns der Masse und leiden darunter.
Eigentlich liegt es völlig auf der Hand, dass das ständige konsumieren, wegschmeißen, übervorteilen, ausbeuten, unterdrücken und so weiter Gift für die Menschheit ist. Aber trotzdem machen wir es, gewöhnen uns daran und fördern es sogar.
Alle Mitschüler & Mitschülerinnen, Kommitonen & Kommilitoninnen oder Mitarbeiter & Mitarbeiterinnen kaufen sich das neuste Smartphone? “Scheiße, ich muss nachziehen, sonst bin ich out.”
Der Nachbar kauft sich ein SUV? “Kacke, ich muss mir auch eins kaufen sonst denken alle ich wäre arm.”
Die ganze Familie isst Fleisch beim Familienfest? “Mist, ich muss mitfuttern sonst werd’ ich als Öko-Tante/Öko-Onkel oder Veganer_in abgestempelt.”
Mein ganzer Freundeskreis postet ständig ein Selfie vom anderen Ende der Welt? “Verdammt, ich muss auch einen Flug buchen und verreisen, sonst bin ich nicht weltoffen.” By the way: Weltoffenheit beginnt vor der eigenen Haustür und nicht erst auf der Swimmingpool-Liege im Urlaub.
Viel zu oft lassen wir uns in negative, Gesellschaft und Umwelt zerstörende Verhaltensweisen drängen, nur um unserer sozialen Umwelt zu entsprechen und unseren Status zu festigen und zur Schau zu stellen. Im Prinzip verhalten sich die Menschen in der westlichen Welt wie Drogenabhängige. Wir sind abhängig von Konsum, Zucker, medialen Reizen, Mobilität, Ablenkung, vermeintlicher Sicherheit und so weiter. Und da der Großteil mitmacht ist es für den Einzelnen sehr schwer daraus auszubrechen.
“Zu viele Leute geben Geld aus,
das sie nicht verdient haben,
um Dinge zu kaufen,
die sie nicht wollen,
um Leute zu beeindrucken,
die sie nicht mögen.” — Will Rogers, Komiker
Der Motor, der die ganze Thematik irgendwann mal gestartet hat ist die Werbung und das Marketing. Überall werden wir mittlerweile mit Werbung bombardiert: Im Internet, im Kino, im Fernsehen, an der Haltestelle, im Stadion, … the list goes on. Sogar auf dem stillen Örtchen. Wir sehen heutzutage in einem Jahr genau so viel Werbung wie Menschen früher in ihrem ganzen Leben! “Mach dieses, kauf jenes. Sonst bist du nichts” ist die subtile Nachricht. Schrecklich!
Jetzt verstehst du übrigens auch warum ich auf meinem Blog keine Werbung einbaue.
Warum fällt es so schwer auszubrechen? Nun, unsere sozialen Netzwerke (sowohl online als auch offline) sorgen dafür, dass wir Angst bekommen etwas zu verpassen. Im englischsprachigen Raum hat sich dieses Phänomen unter dem leicht einprägsamen Begriff “FOMO” (fear of missing out) eingebürgert. Ständig liegt, wie gesagt, irgendjemand aus der Freundesliste am anderen Ende der Welt am Strand und macht ein Selfie nach dem nächsten.
Dass dieses Selfie-Machen und die Selbstdarstellung nur Fassade ist (wie folgender Kurzfilm eindrucksvoll zeigt) um eben nicht durchs Raster zu fallen ist Vielen nicht bewusst. Wir ahnen es zwar (genau so wie die Versuchspersonen im obigen Video eine Ahnung haben, dass etwas nicht stimmt) aber wir wählen dann doch den Weg, der bequemer ist. Wir passen uns an, machen mit und drängen somit andere Menschen indirekt in die selbe Richtung.
Weltweit mobil
Alle Welt ist vermeintlich unterwegs und Zuhause in der kalten Heimat sitzt immer Jemand und wird grün vor Neid. Wir sind entgrenzt; nicht mehr sesshaft. Wir kümmern uns immer weniger um die Menschen in unserer unmittelbaren Umgebung und stattdessen immer mehr um die grenzenlosen Weiten des world wide web. Wir scrollen in den “sozialen” Netzwerken durch Datenmüll und fühlen uns schlecht dabei, vergleichen uns mit anderen und sehnen uns nach einem anderen Ort.
Einen Ort wo das Wetter besser ist, wo mehr Action ist, wo man weniger Steuern zahlt oder wo das Bier billiger ist. Montag bis Freitag verbringen wir im Halbschlaf und das Wochenende kommt uns dann vor wie eine Offenbarung. Und der Urlaub dann erst recht.“Malle ist nur einmal im Jahr.” Bla Bla. Wir konsumieren Möglichkeiten — und nehmen uns damit die Möglichkeit eine lebenswerte Zukunft zu gestalten, weil wir die Umwelt zerstören. Seien wir ehrlich: Wir leben schlichtweg über unsere Verhältnisse. Und empfinden das auch noch als normal bzw fortschrittlich.
Die Sache mit den kurzen Wegen
Wir müssen wieder dahin kommen alle unsere Bedürfnisse in engster Umgebung zu erfüllen. Das Problem: Im Moment sind wir dabei in allen Bereichen “out zu sourcen”. Unternehmen produzieren im Ausland, unsere Mahlzeiten wachsen auf fremden Böden, dubiose Subunternehmer liefern unsere Pakete aus und unser Arbeitsplatz ist im Durchschnitt 17 Kilometer von unserem Wohnort entfernt.
Besonders diese Abhängigkeit vom Auto bringt zahlreiche individuelle und gesellschaftliche Nachteile mit sich, die sich hinter dem schönen Schein der glänzenden, Freiheit versprechenden Karosserien verstecken. Erst kürzlich hat eine Studie aufgedeckt, dass Arbeitgeber lieber Menschen einstellen, die nah am Arbeitsplatz wohnen, als Menschen die einen vergleichsweise langen Weg zum Arbeitsplatz haben.
Und trotzdem: Die Pendlerzahlen sind in Deutschland auf Rekordhoch. Und das ist fatal, denn Pendeln ist sehr gesundheitsschädlich. Autofahren mindert durch Platzbedarf, Lärm, Abgase & Feinstaubbelastung, Unfälle, soziale Isolierung, Staus, Stress, aggressivem Verkehrs-Verhalten, negativem Einkaufsverhalten, auf Autos ausgerichtete Stadtplanung, und so weiter massiv die Lebensqualität. Eine Auflistung mit Fakten und Studien zum Thema Pendeln findest du übrigens hier.
Klar, einer der Gründe warum viele Menschen pendeln sind sicherlich die steigenden Mietpreise in den Städten. Wenn das Wohnen im Stadtzentrum nicht mehr bezahlbar ist muss man in Randlagen ziehen wodurch die Abhängigkeit zum Auto steigt. Die Alternative — der ÖPNV — wird in Deutschland unterm Strich immer noch nicht wirklich konstruktiv umgesetzt. Immer noch wird der Abhängigkeit vom Auto gefrönt. Und das wird sich in Zukunft rächen.
Die Dieselfahrverbote in immer mehr Städten zeigen berechtigterweise jetzt schon die Richtung an: Es wird eine massive Verkehrswende nötig sein. Autos aus den Städten raus, Fahrräder rein. Und eine vernünftige Trennung zwischen den Verkehrsteilnehmern. Damit man zügig an sein Ziel kommt. Gebraucht werden Städte mit kurzen Wegen.
Ich habe das Gefühl, dass viele Menschen in Deutschland diese Entwicklung runterspielen, verdrängen und sich am Auto festklammern wollen. Da sind wir übrigens wieder bei dem Beispiel der Drogenabhängigen. Auch die Elektromobilität wird das Problem nicht lösen können. Das ist auch völlig einleuchtend, wenn man sich noch mal in Erinnerung ruft, dass es Zielsetzung ist pro Person nur noch 1,5 Tonnen Co2 im Jahr zu verbrauchen.
Neben den steigenden Mietpreisen darf man aber auch nicht vergessen: Es gibt auch sehr viele Menschen, die einen unpassenden Wohnort wählen oder überhaupt keine Wahl treffen und da wohnen bleiben wo sie quasi auf die Erde gefallen sind. Und auch dadurch kommen sie in die Zwickmühle viele und lange, umweltschädliche Wege absolvieren zu müssen.
Bequemlichkeit spielt da natürlich eine Rolle. Wie oft hört man: “Nein, auf das Auto kann ich nicht verzichten.” Woran erinnert das noch mal? Wie gesagt: Wieder die Drogenabhängigen! “Kann nicht” wohnt bekanntlich in der Will-Nicht-Straße.
Selbstverständlich gibt es Menschen, die auf ein Auto angewiesen sind um zum Beispiel Krankentransporte, etc sicherzustellen. Von diesen Menschen rede ich hier aber nicht. Ich rede von der breiten, bequemen Masse.
Überleg dir einfach mal, wie lange es den Spruch “Auf das Auto kann ich nicht verzichten.” schon gibt? Es gibt ihn seitdem unsere Siedlungen nicht mehr für Menschen, sondern für Autos geplant werden! Aber war das schon immer so? Nein! Deine Großeltern sind jedenfalls nicht so aufgewachsen.
Zum Glück gibt es mittlerweile wieder einige Konzepte und Ideen um die Städte wieder nach menschlichem Maß zu gestalten. Wie zum Beispiel die Ideen vom dänischen Stadtplaner Jan Gehl. Deutsche Städte müssen endlich umdenken, den Verkehr anders strukturieren und die Autos verbannen.
Ban cars!
Sicherlich war die Autoindustrie im Laufe der Zeit für Deutschland ein wirtschaftlicher Segen aber mittlerweile — jetzt wo schon längst jeder ein (oder mehrere) Auto(s) hat — kann sich die Industrie nur noch mit Tricks und Taktiken über Wasser halten. Mit Lobbyarbeit, Kundenverarsche, (siehe Dieselskandal) Produktion die auf Verschleiß und Neukauf ausgerichtet ist und Klüngelei mit der Politik.
Und dadurch werden andere Mobilitätsbereiche unterdrückt und stiefmütterlich behandelt. Simples Beispiel: Schwarzfahren kostet 60€, Falschparken auf dem Gehweg nur 20€. Das europäische Durschschnitts-Verwarngeld für Gehwegparken liegt bei ca 100€. Du siehst: Autofahren wird in Deutschland bevorzugt, obwohl es der Menschheit die Lebensgrundlagen zerstört.
Das Verharren auf dem Status Quo, also dem blinden Unterstützen der Autoproduktion, des Verkaufs von Fahrzeugen und des Autofahrens hat keine Zukunft. Was lernen wir daraus? Nun, es bringt nichts auf einem toten Pferd — bzw auf toten Pferdestärken — sitzen zu bleiben.
Klar, die Autoindustrie schafft Arbeitsplätze — aber eben Arbeitsplätze, die Teil des Problems sind. Und deswegen müssen wir lernen uns von der Massenmobilität der PKWs zu befreien. Wir brauchen ein neues Mobilitätsverhalten.
Das Thema Mobilitätsproblem greift noch viel weiter als nur das Autofahren. Es pendeln übrigens immer noch viele Politiker_innen mit dem Klimakiller Nr. 1, dem Flugzeug von Bonn nach Berlin, weil einige der Ministerien weiterhin in Bonn beheimatet sind. Dass dazu auch das Umweltministerium (BMU) gehört kann man eigentlich nur noch als Skandal bezeichnen. Und dass die Steuerzahler_innen diese Flüge bezahlen ist dann noch die Kirsche auf der Sahnetorte.
In dem Umweltministerium sitzen übrigens auch genau die Politiker, die uns sagen, dass wir — die Bürger — Strom sparen sollen, etc. Das ist zwar im Grunde richtig, allerdings spricht dabei kaum jemand aus, dass die Industrie den meisten Strom verbraucht, um die Wirtschaft am boomen zu halten — und aus den selben Gründen machen wir zu viele Flugreisen, konsumieren zu viel, kaufen zu viele Autos, verbrauchen zu viele Flächen und so weiter. Es muss ein ganzheitliches Umdenken in Deutschland stattfinden.
Stattdessen weist die Bundesregierung darauf hin, dass die weltweit größten CO2-Verpester außerhalb Europas zu finden sind. Auch völlig richtig, aber blöd nur, dass deutsche Firmen super oft in diesen Ländern produzieren oder ihre Geschäfte machen (gerade weil die Umweltstandards dort so mies sind). Somit basteln wir fleißig an den Umweltproblemen dieser Länder mit.
Bzw an unseren Umweltproblemen. Denn Klimakatastrophen machen nicht an Landesgrenzen halt. Die Klimaerwärmung ist schließlich global und trifft alle Länder. Schlimmerweise werden die Auswirkungen in den Entwicklungsländern am verheerendsten sein — weil sie kaum für Katastrophen gerüstet sind.
“Der Klimawandel ist ein Symptom des soziopathischen Charakters unseres kapitalistischen Wirtschaftsmodells.” — Charles Derber, Soziologe
Wir leben in einer Blase
Generell hat man immer mehr das Gefühl, dass der Industriestaaten-Mensch auch seine Denk-Kapazität ausgelagert hat. Statt kritisch nachzudenken und eigenverantwortliche, dem Gemeinwohl nutzende Handlungen auszuführen, schlittern wir in eine narzisstische Ego-Gesellschaft, die völlig überstimuliert den Überblick verloren hat.
Dem neusten Werbespot von Unternehmen XYZ wird mehr Beachtung geschenkt wird, als dem Wohle der Mitmenschen. Moral, Integrität und Zivilcourage fristen nur noch ein kümmerliches Dasein und die politisch ausgerufene Ellenbogen-und Leistungsgesellschaft lässt uns zu berechnenden Wesen werden — Wesen, die nur ihren Hintern hochkriegen, wenn es etwas zu holen gibt. So ist es kein Wunder, dass wir unsere Umgebung aussaugen. Wir konsumieren sie schlichtweg.
“Von den vielen Wegen, bei denen wir Selbstzerstörung zulassen, ist es die Klimakrise die am stärksten nach verantwortungsbewusster Bürgerschaft und Führung schreit. Es ist bei weitem die größte moralische, ethische und psychosoziale Herausforderung, der unsere Spezies ausgesetzt ist. Die kulturellen Bedingungen, die die kollektive Verantwortung, die Andersartigkeit und die Entwicklung des Gewissens fördern, haben jedoch nachgelassen.” — John F. Schumaker, Psychologe
Regionale Trends, Identitäten und Lebensstile sind auf dem Rückzug. Die ganze (westliche) Welt ist eine homogene Zielgruppe geworden. Um da einen neuen Reiz zu erhaschen sehen sich die Leute dazu genötigt kreuz und quer durch die Welt zu jetten, um mal was anderes auf den Teller zu kriegen. Die Folge ist ein völlig entgrenzter Tourismus, der vor allem mit Flugreisen und Kreuzfahrten zur globalen Erwärmung beiträgt.
Die Welt ist langweilig geworden und deswegen bekommen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen Burnout, junge Draufgänger liefern sich Autorennen in Städten und Promis übertrumpfen sich gegenseitig mit Privatjets und Jachten. Völlig sinnbefreit — und kurzsichtig.
Dass sich gleichzeitig ca die Hälfte der Weltbevölkerung in Slums tummelt verdrängt der sonst so gebildete und kluge Industriestaaten-Mensch nämlich ganz geschickt. Schließlich muss er sich ja um die Börsenkurse, die Lebensversicherung und den Bauplatz für das traute Eigenheim im Grünen kümmern. Sicherheit geht vor! Ach ja und der Hund muss kastriert werden, sonst “bestäubt” er wieder die Nachbarschaft. Bienen gibt’s ja leider nicht mehr.
Aber dafür gibt’s abends lecker Fleisch auf den Tisch (nachdem die Helikoptereltern anderthalb Stunden nach Hause gependelt sind) und wenn dann die 1,5 Kinder mit sorgenvoller Miene murren, dass Schweine ja eigentlich wie Hunde seien — nur in rosa, dann wird dem Kind einfach eingebläut, dass das Steak ein glückliches Leben hatte. Das steht ja schließlich auch in bunter Schrift auf der Plastikverpackung. Und warum sollte die Werbung lügen? Sie versorgt uns ja schließlich zuverlässig mit unseren “Drogen”.
Die gute alte Doppelmoral inklusive Greenwashing wird in der Politik vorgelebt und in den Einfamilienhäusern der Republik kultiviert. Wir fahren “voll nachhaltig” mit dem SUV zum Bioladen und buchen dann Zuhause — während wir genüsslich die südamerikanische Bio-Mango naschen — den Flug auf die Malediven.
Jetzt geht’s ja noch. In ein paar Jahren säuft jenes Inselvolk dann ab — eben weil wir fleißig mit unserem CO2-Fußabdruck das Eis in der Arktis zertreten und damit den Meeresspiegel anheben. Da hilft’s auch nicht den Einkauf im Jutebeutel nach Hause zu chauffieren. Aber Moment mal: Wo ziehen die Maledivienser denn dann überhaupt hin wenn ihre Insel im Meer verschwindet? Oder heißen die Maledivas? Oder ist die Mehrzahl von Diva, Diven? “Egal, Ausländer raus!” wird es wieder heißen. Leider. Wirr ist das Volk.
Fürs Protokoll: Die Staatsbürger_innen der Malediven heißen Malediver_innen und bald werden sie auch unter dem Begriff Klimaflüchtlinge Schlagzeilen machen. Eben weil wir es nicht hinkriegen unsere Schadstoffbilanzen auf die Kette zu kriegen und das Klima zu schützen.
Werde aktiv
Lange Rede, kurzer Sinn: Die Menschen in den Industriestaaten sind dabei ihre eigene Zivilisation vor die Wand zu fahren. Das ist leider der Status Quo, den viele Menschen in Deutschland nicht wahrhaben wollen.
Es ist höchste Zeit selbst aktiv zu werden. So wie die 15-jährige Schwedin Greta Thunberg, die dafür bekannt geworden ist, für das Klima zu streiken anstatt in die Schule zu gehen.
“Die Erwachsenen haben versagt. Sie sagen, der Klimawandel ist eine Bedrohung für uns alle, aber dann leben sie einfach so weiter wie bisher. Wir müssen selbst aktiv werden.” — Greta Thunberg, Klimaschutzaktivistin
Wie viel Co2 verbrauchst du im Jahr? Bist du Teil der Lösung oder Teil des Problems? Konkrete Tipps zum Thema findest du in diesem Artikel.
Wie kann ich ökologisch und nachhaltig leben? Indem du an einem passenden Ort wohnst!