“In jedem Fall benötigt der Introvertierte zum Selbstschutz Rückzug in eine Sicherheit spendende Umgebung.” - Stefanie Stahl.
Introvertierte brauchen viel Zeit für sich allein. Zu viel Interaktion mit anderen Menschen führt dazu, dass sie schnell überstimuliert sind. Generell haben introvertierte Menschen spezielle Anforderungen an ihre Umwelt. Doch was genau sind das für Anforderungen? Haben alle Introvertierten die gleichen Anforderungen? Ich habe im Internet nach Zitaten von Introvertierten gesucht, um dem Thema einen groben Überblick zu geben.
Bei den Zitaten handelt es sich um Kommentare aus englischsprachigen Internetforen und Blogs. Ich habe sie ins Deutsche übersetzt. Here we go:
1) “Ich hasse Menschenmassen. Ich hasse Lärmbelästigung. Ich hasse Städte. Sie erschöpfen mich.”
2) “Ich muss sagen, dass ich Großstädte liebe. Die Anonymität passt sehr gut zu mir und ich bin gut darin Geräusche auf ein angenehmes Niveau runter zu filtern. Mein introvertierter Alptraum wäre in einem Dorf oder einer Kleinstadt zu wohnen, wo man fast jeden kennt und dazu genötigt ist sich mit jedem auf oberflächliche Art und Weise auszutauschen.”
3) “Als ich aufwuchs konnte ich meine Neugierde nicht wirklich entfalten. Es ist simpel in einer Umgebung aufzuwachsen, in der bestimmte Verhaltensweisen erwartet werden. Aber jetzt finde ich mein Gefühl der Freiheit indem ich meiner Neugierde nachgehe.”
4) “Ich fuhr jeden Tag in einem überfüllten Bus durch verstopfte Straßen zu dem Hochhaus, in dem ich arbeitete. Ich fühlte mich schon nervös und überwältigt bevor mein Arbeitstag überhaupt begann.”
5) “Ich brauchte einige Zeit um zu verstehen, dass der Großteil meiner Existenzangst und meiner Sorgen ein direktes Resultat meiner Umgebung war. Vor 8 Monaten zog ich um nach Albuquerque, New Mexico. Dort gibt es genau die richtige Mischung aus Ruhe, Verschrobenheit und Abenteuer. Meine Gemütslage hat sich dramatisch verbessert. Ich fühle mich frei!”
6) “Ich bin ein gebürtiger Queens New Yorker und und ich habe 12 Jahre lang in einem wahnsinnig geschäftigen öffentlichen Gebäude gearbeitet. Ich fühle mich mehr als ausgelaugt und mein Blutdruck steigt jeden Tag an, wenn ich in die U‑Bahn steige. Ich tagträume ständig von mehr Abstand und Ruhe.”
7) “Ich bin sehr kreativ und lebe in einer sehr konformen, konservativen Gegend, in der neue Ideen verpönt sind. Ich bin mir sicher, dass die meisten Leute denken, dass ich ziemlich “komisch” bin, und ich glaube, dass es stimmt, da ich mich ziemlich von ihnen unterscheide.”
8) “Je nachdem was man für ein Introvertierter ist kann das Leben in einer kleinen Stadt sehr nett sein, aber es kann auch auslaugen, wenn man nicht der Norm entspricht. […] Ich genieße es, in der Natur, in den Bergen, im Wald, usw. zu sein, aber ziehe es vor in einer Stadt von angemessener Größe (mit einer Universität) zu leben. Ich liebe die Integration und Anonymität die mir hilft ich selbst zu sein und mich nicht drangsaliert zu fühlen.”
Menschen sind gleichwertig, aber nicht gleich
Wie zu sehen ist unterscheiden sich die einzelnen Aussagen. Introvertierte haben also nicht die eine Präferenz wenn es um ihre Umgebung geht. Hinweise auf Hochsensibilität finden sich auch in einigen der Zitate. Fakt ist: Nicht jeder Intro wohnt auf dem Land, weil es dort so ruhig ist. Und nicht alle Intros wohnen in der Stadt, weil sie dort ihren Nachbarn aus dem Weg gehen können. Menschen sind eben sehr verschieden. Das zeigt, dass in dieser Richtung weitere Unterscheidungen angebracht sind. Eine Unterscheidung in Persönlichkeitstypen kann meiner Meinung nach ein erster richtungsweisender Schritt sein.
Es gibt viel zutun! Beim Lesen der Zitate wird dir möglicherweise bewusst, wie viele Menschen in unserer Welt in einer für sie absolut unpassenden Umgebung leben. Für diese Menschen ergibt sich oft ein großer Leidensdruck. Natürlich ist nicht nur die Umgebung Schuld an privaten Problemen. Aber viele Menschen unterschätzen massiv den Stellenwert und die Wirkung der sozialen und gebauten Umgebung. Gehörst du auch dazu?
Auch ich habe mich fast mein gesamtes Leben in eine für mich unpassende Umgebung gezwängt. So nach dem Motto: Wenn andere hier klar kommen dann muss ich das auch. Aber wenn man einmal seinen Horizont erweitert hat, dann weiß man, dass Menschen völlig unterschiedlich sind und dass man sich nicht schlecht fühlen muss wenn man nicht in eine bestimmte Umgebung passt, in die fast jeder andere zu passen scheint.
Als Mensch neigt man zwar dazu sich dem Umfeld anzupassen, um nicht aus der Gemeinschaft rauszufallen (was früher in der Evolutionsgeschichte den sicheren Tod bedeutet hätte) aber wenn man einmal den Mut hat seine eigene Individualität zu entfalten dann setzt das ungeheure Kräfte frei.
Was sind deine Erfahrungen? Wie wirkt sich deine Umgebung auf dich aus? Du darfst gerne dein eigenes “Zitat” in Form eines Kommentars abgeben.
Quellen:
- Forum personalitycafe.com
- Blog introvertspring.com
- Website personalityhacker.com

Zunaechst einfach: DANKE.
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Cristina.
Mein Umzug hat mir zum einen Erleichterung und Freiheitsgefühl gebracht (nicht mehr neben den Schwiegereltern leben müssen), zum anderen aber auch Einschränkungen/Belastung durch — inzwischen — auch Lärm, Unruhe, bei gleichzeitig weniger Natur/Grün in Fußentfernung. Möchte gerne mit meiner Familie “weiterziehen”, aber in der Region gibt es fast keine bezahlbaren Wohnungen. Die Kombi Grün/Ruhe und gute Infrastruktur ist kaum zu finden und wenn gefunden, kaum zu bezahlen.
Ich kann nicht weg. Ich gehe hier zur Arbeit und meine Familie ist hier verwurzelt, aber ich fühle mich andauernd fremd, unwichtig und unwohl. Kommt das von mir oder ist es die Umgebung? Das rätsele ich schon viele Jahre.
Wenn ich über einen Wunschort nachdenke, wären es die Seychellen. Wir waren im Laufe der Jahre schon zweimal als Touristen dort und beim zweiten Mal sind mir bei der Überfahrt in der Fähre zur nächsten Insel mit Anschluss zum Transfer zur Hauptinsel und Flughafen plötzlich die Tränen heruntergelaufen. Ich hatte Angst, wieder in meine alte Situation zurückzukehren mit all den Problemen und Ängsten, weil ich einfach mich oft ein Fremder fühle, der keinen Anschluss findet. Auf den Seychellen müsste ich aber auch erst Fuß fassen, die Sprache lernen und eine Arbeit und Wohnung haben. Vielleicht wäre es genauso wie daheim, nur die Natur dort gibt mir soviel, dass es mir jedes Mal die Sprache verschlägt. Hätte ich keine Familie, wäre ich wohl schon die Reise ohne Wiederkehr angetreten, wie auch immer.
Leider habe ich auch noch immer nicht meinen Platz gefunden auf der Welt. Ich bin jetzt 47 Jahre alt und es geht mir immer schlechter seit ich wieder “zu Hause” bin. Ich weiß, dass ich weg muss von hier aber ich weiß nicht wohin. Alles ist zusammen gebrochen hier. Meine Familie versteht und sieht mich nicht. Ich bin sehr traurig darüber aber was soll man machen. Ich muss hier weg! Ich habe nichts mehr hier.