“New ideas must use old buildings.” — Jane Jacobs
Lebst du lieber in einem alten oder in einem neuen Gebäude? Oder hast du keine klare Präferenz? In diesem Artikel zeige ich dir, welche der MBTI-Persönlichkeitstypen eher alte Häuser und welche eher neue Gebäude präferieren und was das für die Gentrifzierungs-Debatte bedeuten könnte.
Alt oder neu?
In meiner Forschungsreihe zu den Ansprüchen der 16 MBTI Persönlichkeitstypen an ihre ideale Wohngegend habe ich unter anderem folgende Frage untersucht:
“Würdest du lieber in einem alten Haus mit Charakter und Geschichte oder in einem brandneuen Haus wohnen?”
Die folgende Infografik zeigt den Anteil der Personen je MBTI Persönlichkeitstyp die lieber in einem alten oder neuen Haus wohnen würden.
Eine kurze Erklärung vorab: Die Buchstaben in der Infografik beschreiben folgende Persönlichkeitsmerkmale:
I: nach innen orientierte Aufmerksamkeit und Energie
E: nach außen orientierte Aufmerksamkeit und Energie
N: intuitive Wahrnehmung
S: sensorische Wahrnehmung
F: gefühlsmäßiges Entscheiden
T: logisches Entscheiden
P: flexibler Lebensstil
J: strukturierter Lebensstil
Ein Mensch mit dem Persönlichkeitstyp INFP zeichnet sich also beispielsweise durch eine nach innen orientierte Aufmerksamkeit und Energie (I), eine intuitive Wahrnehmung (N), gefühlsmäßiges Entscheiden (F) und einen flexiblen Lebensstil (P ) aus. (Quelle: Myersbriggs.org, 2018)
Klare Tendenzen
Es fällt auf, dass alle NF-Typen (ENFJ, INFP, INFJ, ENFP) tendenziell alte Häuser mit Charakter und Geschichte präferieren. SF-Typen (ESFJ, ESFP, ISFP, ISFJ) hingegen haben eine mehr oder weniger starke Tendenz eher neue Häuser zu bevorzugen.
Denkt man über alte Gebäude mit Charakter und Geschichte nach landet man schnell beim Thema Gentrifizierung. Ein zentraler Aspekt beim Prozess der Gentrifizierung ist nämlich die Aufwertung von attraktiven Altbauten. In Deutschland sind dies vor allem Gebäude aus der Gründerzeit.
Gentrifiziertes Gründerzeitgebäude in Berlin
Paart man die beiden Tatsachen — dass NF-Typen tendenziell alte Gebäude mit Charakter und Geschichte bevorzugen und dass Gentrifizierung sich durch die Aufwertung attraktiver Altbauten auszeichnet — drängt sich folgende Frage auf:
Wird Gentrifizierung von Menschen mit bestimmter Persönlichkeit verstärkt?
Um diese Frage zu beantworten müsste man die Persönlichkeit derjenigen Menschen untersuchen, die in renovierte Altbauten einziehen beziehungsweise bereits eingezogen sind. Beispielsweise könnte man mit diesen Personen einen Persönlichkeitstest machen.
Sollte sich herausstellen, dass es wirklich Menschen mit bestimmter Persönlichkeit sind, die attraktive Altbauten kaufen/mieten und somit den Prozess der Gentrifizierung ankurbeln, dann könnte man daraus Maßnahmen ableiten, die die Verdrängung der alteingesessenen Bevölkerung verhindern. Die Verdrängung der angestammten Bevölkerung ist schließlich die gravierendste Folge von Gentrifizierung.
Beispielsweise könnte man Kampagnen entwerfen, die gezielt für mehr Bewusstsein bei den entsprechenden Persönlichkeitstypen (zum Beispiel ENFJ, INFP und ENTP) bei ihrer Wahl der Wohnorte sorgen. Erst wenn die zuziehenden Bewohner verstehen, welchen Schaden sie durch ihren Zuzug verursachen ist Hoffnung in Sicht. Besonders bei den NF-Typen (INFP, INFJ, ENFJ, ENFP) dürften aufklärende Kampagnen wirksam sein. Denn diese vier Typen werden auch als Idealisten bezeichnet. Und diese sind nun mal dafür bekannt für die gute Sache zu kämpfen.
Ich bin mir sicher, dass sich viele nicht bewusst sind, dass sie mit ihrem Zuzug in ein attraktiver werdendes Viertel zu der Verdrängung alteingessener Bewohner beitragen. Ein bewusstes Daraufhinweisen beispielsweise in Form einer Informationskampagne könnte in der Tat ein wichtiger Schritt sein.
Natürlich kann man damit nicht das ganze Problem der Verdrängung lösen. Lösungen für den Druck auf dem Wohnungsmarkt und der teils dubiosen Machenschaften von Vermietern und Investoren müssen selbstverständlich auch gefunden werden. Gentrifzierung ist schließlich ein interdisziplinäres Problem.
Ausblick
Es ist alles viel “hätte” und “könnte”. Die Lösung der Probleme ist offensichtlich Zukunftsmusik. Vorher muss meiner Meinung nach erstmal die Verbindung zwischen Gentrifizierung und Persönlichkeitspräferenzen weiter erforscht werden. Da ich diesen Blog und meine Forschung in meiner Freizeit betreibe sind mir allerdings die Hände gebunden — zeitlich und vor allem finanziell.
Ich würde das Thema liebend gerne weiter erforschen. Ohne Sponsorenhilfe oder bezahlte Stelle als Wissenschaftler ist das aber leider unrealistisch. Anregungen, Tipps oder Ideen nehme ich natürlich gerne über meine E‑mail-Adresse info@feelurban.de, Facebook oder die Kommentarfunktion unter diesem Artikel entgegen.
Quelle
Myersbriggs.org (2018): MBTI® Basics <http://www.myersbriggs.org/my-mbti-personality-type/mbti-basics/> (Zugriff: 18.01.2018).
Myers-Briggs Type Indicator, Myers-Briggs, MBTI and MBTI Logo are trademarks or registered trademarks of the MBTI® Trust, Inc., in the United States and other countries.