“All life is an experiment. The more experiments you make the better.” - Ralph Waldo Emerson.
In diesem Artikel erfährst du warum es manchmal hilfreich ist sich an ungewöhnliche Orte zu begeben; wie man mit Essen und Schlafen Geld verdienen kann und außerdem verrate ich meine Lieblingsfarbe.
Wir Menschen sind es gewohnt nach Lust und Laune das Haus oder die Wohnung zu verlassen und uns frei draußen zu bewegen. Doch was passiert wenn man 10 Tage nicht nach draußen gehen kann? Menschen die im Krankenhaus liegen oder aus ähnlichen Gründen nicht das Haus verlassen können (oder dürfen) können sicherlich ein Lied davon singen. Sicherlich keine schöne Erfahrung. Doch ich habe es am eigenen Leibe getestet — zwar nicht im Krankenhaus, aber in einer ähnlichen Einrichtung.
Schlafen in der Uni — Nur eben nicht im Hörsaal
Während meinem Aufenthalt im australischen Adelaide bekam ich nämlich die Gelegenheit bei einer Schlafstudie in einem Labor an der Universität teilzunehmen. Getestet wurde inwieweit sich Schlaf auf den Blutzuckerspiegel auswirkt. Die Wissenschaftler wollen mit den Erkenntnissen Vorschläge für einen besseren Schlafrhythmus bei Diabetikern entwickeln.
Für Mensch oder Tier — Australien bietet kuriose Plätze zum Schlafen.
Mit Schlafen Geld verdienen
In dem Schlaflabor wurden meine Grundbedürfnisse wie Essen, Trinken und logischerweise Schlafen optimal befriedigt. Um ehrlich zu sein sogar besser als in den letzten Monaten. Nach Monaten voller Hostel-Übernachtungen hatte ich zum ersten Mal ein eigenes Zimmer für mich. Luxus pur! Sogar mit eigenem Badezimmer. Wie dekadent! Zu den Aktivitäten im Labor zählten Essen, Schlafen, Filme gucken, Blutabnahme und ein paar Stunden pro Tag das Absolvieren von Aufmerksamkeits-Tests am Computer.
Und dafür habe ich Geld bekommen. Um genau zu sein 1080 Dollar für 1o Tage (umgerechnet circa 720 Euro) . Einziger Wermutstropfen: Ich durfte das Labor in dieser Zeit nicht verlassen. Selbst diese Tatsache habe ich aber vergoldet. Indem ich daraus ein Experiment gemacht habe.
Man sagt ja: Man will immer das haben was man nicht bekommen kann. Bei einem Labor handelt es sich um eine künstliche Umgebung in der nun mal bestimmte Einschränkungen gelten. Hier hat man definitiv nicht die Freiheit alles zu bekommen was man haben will. Ein Labor ist also der ideale Ort, um herauszufinden was man für Ansprüche an die reale Welt da draußen hat.
Die Studie in der Studie
Die Wissenschaftler der Universität untersuchten meinen Schlaf, meine Reaktionsgeschwindigkeit beziehungsweise Müdigkeit und Veränderungen des Blutzuckerspiegels. Ich habe die Zeit im Labor zudem für mich persönlich genutzt, herauszufinden was ich am meisten von der Außenwelt vermisst habe. Daran erhoffte ich mir weitere Erkenntnisse über meine Ansprüche an eine ideale Umgebung. Genug Zeit zum nachdenken hatte ich ja. Da ich seit Monaten bereits alleine gereist war hatte ich mich bereits daran gewöhnt ohne nahestehende Menschen wie Familienmitglieder, Partnerin oder Freunde auszukommen.
Meine nahestehenden Mitmenschen habe ich also nicht mehr oder weniger als sonst vermisst. Somit konnte ich mich auf die äußeren Faktoren konzentrieren. Da ich in den Monaten zuvor einen idealen Wohnort in Adelaide gefunden hatte erhoffte ich mir besonders deutliche Ergebnisse. Denn der Unterschied zwischen einer idealen Umgebung und einem künstlichen Labor ist ein gravierender Unterschied.
Fun Fact
Insgesamt waren mit mir noch 5 andere Versuchspersonen mit im Labor. Zur optimalen Unterscheidung wurde jeder Person eine Farbe zugewiesen. Diese Farbe fand sich beispielsweise an den Zimmertür, der Bettwäsche, dem Geschirr usw wieder. Ich bekam zufällig natürlich die Farbe grün zugewiesen! Genau wie das Design dieses Blogs. Grün ist eben meine Lieblingsfarbe! Offensichtlich oder?
Alles im grünen Bereich
Was von der Außenwelt habe ich am meisten vermisst?
An jedem der 10 Tage habe ich in mich hineingehorcht und analysiert was ich am meisten von der Außenwelt vermisse. Hier sind die Ergebnisse:
Tag 1) Kein Fenster: Kein natürlicher Luftzug. Nur Klimaanlage. Das natürliche Rauschen der Blätter fehlt mir.
Tag 2) Mir fehlt die Freiheit einfach einen Spaziergang machen zu können.
Tag 3) Bewegung, Fussballspielen fehlt mir.
Tag 4) Natur fehlt. Ich fange an Videos von vergangenen Roadtrips zu gucken
Tag 5) Zugang zu Informationen: Wlan fehlt. Normalerweise bin ich es gewohnt in jeder Situation Informationen zu googlen wenn ich eine Idee habe. Ich gehe sonst immer in eine Bibliothek.
Tag 6) Keine Stimulation, kein Zugang zur Realität. Ich brauche den Blick nach draußen und über den Tellerrand um neue Erkenntnisse zu gewinnen.
Tag 7) Es fehlt mir spontan in den Supermarkt zu gehen und Snacks zu kaufen.
Tag 8) Nur noch 2 Tage: Erkenntnis, dass ich mich mittlerweile im Labor recht wohlfühle. Ich genieße die Ruhe. Das Wissen, dass ich nicht gefangen bin sondern nur auf Zeit im Labor verweile macht die Zeit erträglich.
Tag 9) Der durchgeplante Tagesablauf stört mich. Eine flexible Umgebung passt besser zu mir.
Tag 10) Endlich wieder frische Luft und Sonne!
Die Erkenntnisse der anderen Teilnehmer
Neben mir haben noch zwei Koreaner, ein Franzose, ein Engländer und ein Australier an der Studie teilgenommen. Ich war natürlich neugierig was auch sie von der Außenwelt am meisten vermissen.
Auf die Frage “What do you miss most from the outside world?” antworteten sie:
- “The sky”
- “My girlfriend”
- “the little things”
- “Freedom to go out whenever I want to”
- “Fresh air”
- “Talking to more people” (Typischer Hinweis auf eine extrovertierte Persönlichkeit)
- “Internet, watching Youtube”
Eine bunte Mischung, nicht wahr? Menschen sind eben sehr unterschiedlich!
Fazit
An der Schlafstudie teilzunehmen war auch jeden Fall eine interessante Erfahrung. Wenn man etwas über seine räumlichen Präferenzen herausfinden möchte kann es durchaus hilfreich sein sich zeitweise in eine alles andere als ideale Umgebung zu begeben. Durch die Isolation, die eingeschränkte Freiheit und dem Mangel an Außenreizen wird man sich bewusst was man eigentlich als selbstverständlich wahrnimmt. Und man lernt die einfachen Dinge wert zuschätzen. Dankbarkeit hat eben noch nie geschadet.
Ob es in Deutschland ebenfalls Schlafstudien gibt ist mir nicht bekannt. Sehr wohl gibt es aber medizinische Studien. Bei denen muss man meiner Meinung nach aber sehr vorsichtig sein, denn man weiß nie wie sich die geschluckten Präparate im Zweifel auf den eigenen Körper auswirken. Auch hier in Australien gibt es hoch bezahlte medizinische Studien. (Beispielsweise mit einer Vergütung von 4780$ bei 12 Nächten im Labor). Für mich war das aber keine Option. Die eigene Gesundheit ist eben das höchste Gut!
Um etwas über seine räumlichen Präferenzen herauszufinden muss man ja nicht gleich eine so spezielle Umgebung wie ein Schlaflabor aufsuchen. Auch eine Nacht im Zelt in völliger Abgeschiedenheit hat schon so manchem die Augen geöffnet! Vielleicht ja auch Dir?