Das in dem Foto oben bin ich. Als ich noch klein war. Der Esel hieß Paulchen. Und die Bäume waren noch grün. Ich schreibe hier zwar über urbane Themen aber eigentlich bin ich auf dem platten Land aufgewachsen. Direkt nach dem Abi habe ich dem Land dann den Rücken gekehrt und habe ab da an in Städten gelebt. In Marburg, Dortmund, Melbourne, Adelaide, Detmold. Meine Zuneigung zu Eseln ist geblieben. Aber die Bäume sind nicht mehr grün. Es ist ein unangenehmes Thema.
Wir nennen es weiterhin “Klimawandel” — obwohl es eigentlich nicht dem gerecht wird was es ist. Es ist vielmehr eine Zivilisationskrise. Und auf die einzelnen Länder herunter gebrochen ist es jeweils eine Gesellschaftskrise. Und wichtig: Wir sollten darüber reden, wie wir uns fühlen. Zu den Klimagefühlen gehören unter anderem Angst, Trauer, Wut, Scham und Schuld. All diese Gefühle wollen “gehört” werden. All zu leicht will man sie verdrängen, sich ablenken. Aber immer wieder sickern sie durch. Nicht wahr? Und das ist wichtig. Denn wir sind gut beraten uns den unangenehmen Gefühlen zu stellen. Auch wenn es schwierig ist. Zum Beispiel die Angst. Die Angst vor der Zukunft. Vor der Unsicherheit. In dem Zusammenhang fällt mir dieser tolle Spruch ein: “Es ist dein erster Weltuntergang. Es ist okay nicht zu wissen was zu tun ist.” Wobei Weltuntergang sich irgendwie plötzlich anhört. Die Klimakrise ist aber nicht plötzlich. Sie passiert schleichend. Und das ist einer der Gründe warum wir sie nicht ausreichend als Gefahr wahrnehmen.
Ja, Klimapsychologie ist spannend! Ich habe mich in den letzten Jahren viel damit beschäftigt. Das war aber nicht immer so. In meinem ersten Studium vor einigen Jahren war “mein Thema” eigentlich Stadtgeographie. In meiner Bachelorarbeit habe ich mich mit dem Austausch von Bewohnerinnen & Bewohnern in Stadtvierteln beschäftigt (Gentrifizierung). Das Thema gefiel mir, weil es auch viel um Gerechtigkeit ging und sinnvoll war. Ich vermisse diese Zeit. Letztendlich gibt es für mich — so wie für viele andere Leute auch — aber keine andere Wahl mehr als mich mit der Klimakrise auseinander zu setzen. Dieses riesige Thema das so drückend auf uns Menschen lastet. Wir haben alle irgendwelche Pläne gehabt für die Zukunft. Und jetzt müssen wir die über den Haufen werfen und Prioritäten setzen. Das sagt zum Beispiel auch Margaret Klein Salamon. Sie ist klinische Psychologin und hat ein Buch namens “Facing the climate emergency” geschrieben. 5 Schritte sind ihrer Meinung nach nun wichtig:
- Sich mit der Realität konfrontieren. Wir haben einen planetaren Notfall
- Die unangenehmen Gefühle, wie Angst, Trauer, Schuld etc zulassen. (Ist wie gesagt schwierig. Können wir Deutschen das überhaupt?)
- Seine Lebenspläne neu ausrichten
- In einen Notfallmodus schalten
- Sich der Klimaschutzbewegung anschließen
Jap, das kann schocken. Mit diesen 5 Schritten kommt viel Verantwortung. Und es ist ziemlich ungerecht. Denn eigentlich gibt es ja Leute die sich damit beschäftigen sollten. Und man will ja eigentlich den Planeten gar nicht retten. Das ist wohl so. Aber unsere Zivilisation ist nun mal auf bröckeligen Säulen erreichtet, die stabilisiert werden müssen. Allerdings will ich hier betonen, dass man gut auf sich Acht geben muss. Der Notfallmodus gleicht in etwa einem Krieg und man muss aufpassen, dass man nicht ausbrennt. Ständige Konfrontation mit negativen Fakten (auch toxic knowledge genannt), Widerstand von zum Beispiel Leugnern, die Bürde, dass viele Menschen wegschauen, möglicherweise fehlende Unterstützung im eigenen Umfeld und Weiteres fordern einen hohen Tribut. Man hat Tage wo man total down ist. Ich kann die Tage schon gar nicht mehr zählen an denen ich alles hinschmeißen wollte. Aber irgendwie mache ich dann doch immer weiter. Irgendwas lässt mich dann wieder aufstehen und weiter gehen. Es gibt einfach so viel zu tun. Ein bisschen ist es so, als ob hüben eine Flamme auflodert, wenn man drüben eine gelöscht hat. Unterm Strich ist es so: Wir sollten so viel retten wie wir können. Es gibt viele Siege zu erkämpfen. Und gleichzeitig gibt es viel zu betrauern. Denn in Erinnerung ist die Zeit als die Bäume noch grün waren.
Seid gut zueinander! Hier sind noch ein paar Links für Menschen, die aktiv werden wollen:
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Welche weiteren Initiativen fallen dir ein?