“Sensitive suffer more, but they love more and dream more.” — Augusto Cury
Der Begriff Hochsensibilität wurde besonders von der amerikanischen Psychologin Dr. Elaine Aron geprägt. Sie vertritt die Ansicht, dass hochsensible Menschen mit ihren fünf Sinnen viel mehr wahrnehmen als normal sensible Menschen. Deswegen sind sie oft besonders empfindlich im Bezug auf Gerüche, visuelle Reize und Menschenmengen. Die Tatsache, dass so viele Reize aufgenommen werden führt schnell zu Überstimulation und Erschöpfung. Deswegen haben Hochsensible ein sehr starkes Bedürfnis nach Rückzug. Normal sensible Menschen können das oft nicht verstehen, sodass Missverständnisse und Falscheinschätzungen vorprogrammiert sind. Klare Kommunikation ist dann besonders wichtig.
Wenn du wissen willst, ob auch du hochsensibel bist dann kannst du hier einen Test machen. Da die Forschung zu diesem Thema aber noch nicht sehr weit vorangeschritten ist, ist der Test nicht wissenschaftlich. Trotzdem dürfte er dir Klarheit bringen.
Ein paar weitere wichtige Aspekte
- Hochsensibilität ist keine Krankheit
- Hochsensibilität ist keine “Modeerscheinung” und auch kann nicht abgelegt werden. Sie ist angeboren.
- Es wird angenommen, dass 15–20% der Bevölkerung hochsensibel sind
- Man sagt, dass 70% der Hochsensiblen introvertiert sind.
Auch ich bin eher zufällig auf das Thema Hochsensiblität gestoßen, als ich mich mit Introvertiertheit beschäftigt habe.
Ist Hochsensibilität etwas negatives?
Auch wenn Hochsensible es im Leben oft nicht leicht haben, ist es nicht angebracht das Phänomen negativ zu bewerten — auch wenn manche Menschen das meinen und dementsprechende Kommentare absondern.
“Sei nicht so sensibel.” “Stell dich nicht so an.”
Nur weil hochsensible Menschen Reize anders aufnehmen als der Großteil der Bevölkerung heißt das nicht, dass sie schlechter, unattraktiver oder was auch immer sind. Vielmehr werden Hochsensiblen besondere Fähigkeiten und Eigenschaften zugesprochen. Eine reichhaltige Vorstellungskraft, Leidenschaft, Kreativität und fantastische Empathie sind nur einige der nennenswerten Fähigkeiten.
Immer wieder wird Hochsensiblität auch mit Hochbegabung in Zusammenhang gesetzt.
Wie gesagt: Man kann die Hochsensibilität nicht mal eben abschalten. Allerdings sollte Hochsensiblität auch nicht als Ausrede benutzt werden, um bestimmten Aspekten — wie zum Beispiel Verantwortung übernehmen — aus dem Weg zu gehen. Trotzdem darf man sehr wohl seine Bedürfnisse respektieren.
Es gibt ein Problem: Viele Hochsensible haben im Laufe ihres Lebens gelernt sich anzupassen. Aber letztendlich leben sie damit gegen ihre Natur.
“Wenn man sich mal vorstellt: So ein normaler Arbeitstag eines Hochsensiblen: Man steht auf und hat vielleicht Kinder fertig zu machen und dann geht man in die Bahn und fährt ins Büro. Bis man da angekommen ist und den Arbeitstag beginnt, hat ein Hochsensibler soo viel an Input bekommen, der überhaupt nichts mit der Arbeit zutun hat, dass er im Grunde nach ein, zwei Stunden Arbeit schon wieder eine Pause bräuchte.” — Barbara Grebe
Sind Hochsensible Mimosen?
Nein! Als normal sensibler oder unsensibler Mensch kann es zwar so scheinen, wenn ein Hochsensibler sich oft zurückzieht, (zu) viel grübelt und dadurch weniger belastbar wirkt. Die Kunst ist aber möglichst nicht überreizt zu werden. Letztendlich geht es darum, im Alltag sehr achtsam zu sein und unnötige energiefressende Aktivitäten außen vor zu lassen.
“Hochsensible sind extrem leistungsfähig, wenn die richtigen Kanäle angesprochen werden” — Barbara Grebe
Ich bin der Ansicht, dass es für Hochsensible extrem wichtig ist, eine strukturierte, unterstützende Umgebung zu schaffen. Da man Hochsensibilität nicht abtrainieren, oder ignorieren kann (das wäre auch nicht wünschenswert!) ist es ratsam sein Leben damit im Einklang zu leben. Verständnis des familiären Umfeldes, ein möglichst reizarmer (und trotzdem interessanter!) Wohnort und bestimmte Strategien können das hochsensible Leben um einiges erleichtern.
Die Frage nach dem “Wo”
Vor allem das Thema Wohnort werde ich in Zukunft schwerpunktmäßig hier auf meinem Blog behandeln. Denn ich bin der Ansicht, dass es zielführender ist, seine Umgebung an sich anzupassen, anstatt sich für die Umgebung zu verbiegen. Natürlich löst das nicht alle deine Probleme, aber es macht das Leben um einiges leichter und steigert die Lebensqualität. Wir Hochsensiblen hatten alle keine leichte Kindheit. Deswegen haben wir es verdient die Welt so zu strukturieren, wie sie zu unseren Bedürfnissen passt.
Ein 15-minütiges Video, das einen super Überblick über das Thema Hochsensibilität vermittelt, kannst du dir übrigens hier anschauen.
Quelle
Dr. Elanie Aron (2012): The Highly Sensitive Person: Author’s Note <http://hsperson.com/pdf/Authors_note_HSPbk_Preface.pdf> (Zugriff: 02.04.2018)