“Ich komme aus einem sehr entspannten Ort in den Alpen und bin vor ein paar Jahren nach Berlin gezogen, um zu studieren. Während es allen gut geht, treibt es mich fast in den Wahnsinn — andererseits würde ich aber gar nicht wissen, dass ich hochsensibel bin.” — Kommentar einer Userin auf einem Blog über Hochsensibilität
Hochsensible Menschen reagieren empfindlicher auf Außenreize. Dazu gehören zum Beispiel Geräusche und Gerüche aber auch die Emotionen anderer Menschen. Grund dafür ist eine besondere Reizverarbeitung im Gehirn. Eine Stadt mit ihren vielen Geräuschen, Gerüchen, dem Verkehr, vielen Menschen, Hektik und hellen Lichtern kann schnell überwältigen. Auf lange Sicht fördert das nicht gerade die Gesundheit und deshalb möchte ich hier die besten 10 Strategien auflisten, mit der du als hochsensibler Mensch das Stadtleben meistern kannst.
1) Habe einen Rückzugsort
“My home is my castle”. Als Kontrast zur hektischen Stadt brauchst du einen Rückzugsort, an dem du deine Ruhe hast. Es ist wichtig dass du einen Raum hast in dem du deine uneingeschränkte Privatsphäre genießen kannst, um deine Batterien wieder aufzuladen.
Eine Zeit lang habe ich in einer WG mitten im geschäftigen Stadtzentrums Melbournes gewohnt. Einen richtigen Rückzugsort hatte ich nicht wirklich, da ich mein Zimmer mit einem Italiener teilen musste. Der war zwar nett aber trotzdem konnte ich letztendlich meinen Aufenthalt kaum genießen — und das obwohl ich das Leben in der Stadt liebe.
2) Gute Kopfhörer
Um den Lärm der Stadt abzuschirmen bieten sich gute Kopfhörer an. Alternativ zu Musik kannst du auch eine White Noise App runterladen. Damit werden die Umgebungsgeräusche auf angenehme Art und Weise gedämpft. Allerdings gut aufpassen damit im Straßenverkehr!
3) Achte auf deine Ernährung.
Kaufe frisch auf Märkten ein. Kaufe auch viel auf einmal ein, damit du nicht jeden Tag zum Supermarkt musst. Alternativ kannst du auch Lieferdienste nutzen. Verzichte nach Möglichkeit auf Koffeein oder Alkohol. Klar kann man mal ein Glässchen trinken. Pass aber auf, dass du Alkohol nicht dafür missbrauchst deine Sensibilität zu “betäuben”.
4) Nutze ruhige Wege
Wähle deine Routen durch wenig befahrene/ frequentierte Straßen. Zum Beispiel kannst du auch durch Grünflächen und Parks fahren/gehen selbst wenn die Route etwas länger dauert. Auf dem Weg zur Arbeit fahre ich beispielsweise auch mit dem Fahrad eine Strecke durch ruhige Wohngebiete, die zwar länger dauert aber dafür wenig befahren ist. Auf diese Weise komme ich ganz entspannt an.
5) Natur
Gehe regelmäßig in die Natur. Achte zum Beispiel darauf, dass Parks in deiner Nachbarschaft sind. Pflanzen oder Tiere in der Wohnung können ebenfalls ihren positiven Effekt haben. Denn schon Nietzsche wusste:
6) Vermeide den ÖPNV
Überfüllte Busse und Bahnen können schnell überfordern und Stress auslösen. Versuche nach Möglichkeit zu Fuß oder mit dem Fahrrad dein Ziel zu erreichen. Oder wenn es nicht anders geht mit einem Auto. Zu Fuß zu gehen oder Fahrrad zu fahren versorgt dich außerdem noch mit frischer Luft & Bewegung und entlastet die Umwelt. Und wenn sich der Zug nicht vermeiden lässt nutze wenig belegte Abteile und deine Kopfhörer. In ICEs gibt es übrigens auch Ruheabteile.
7) Vergleich dich nicht mit anderen
Eine Stadt ist voller Menschen — Menschen die vielen verschiedenen Aktivitäten nachgehen und Spaß haben. Mach dich nicht selber runter wenn du nicht jedes Wochenende auf der bassdurchfluteten Tanzfläche stehst, alle paar Tage die stressigen Shopping Center durchkämmst und jeden Tag neue Freunde findest. Zu denken “Warum kann ich nicht so sein wie andere” bringt dich jedenfalls nicht weiter. Orientier dich an dir und deinen Bedürfnissen. Gehe dein eigenes Tempo und verurteile dich nicht für deine Hochsensibilität. Denk dran: Hochsensibilität ist keine Krankheit. Dein Gehirn ist einfach anders verdrahtet. Und das ist völlig in Ordnung. Dir geht es am besten, wenn du dein eigenes Leben lebst und nicht das Leben von jemand anderem.
8) Versuche Gleichgesinnte zu finden
Wenn man bedenkt, dass circa 15–20 Prozent der Bevölkerung hochsensibel sind, dann wird es auch in deiner Stadt Gleichgesinnte geben. Rechne mal aus Spaß aus, wie viele Menschen das ungefähr sind. Ein Problem von Hochsensiblen ist, dass sie sich oft anders fühlen als vermeintlich alle anderen Menschen da draußen. Du bist aber nicht allein. Gleichgesinnte können dich verstehen und dir das Gefühl geben, dass du völlig okay bist so wie du bist. Neben Meetups ist die Chance an reizarmen Orten wie Bibliotheken oder Parks sehr hoch andere hochsensible Menschen zu treffen. Und natürlich online.
9) Vermeide Menschenmassen
Große Ansammlungen von Menschen können schnell überwältigen. Ich werde dann beispielsweise fahrig und unkonzentriert. Deswegen versuche ich nach Möglichkeit diesen Menschenmassen aus dem Weg zu gehen. Gehe wenn möglich zu Zeiten einkaufen oder andere Erledigungen machen, wenn wenig Menschen unterwegs sind. Bei Google kannst du übrigens sehen, zu welchen Zeiten Einrichtungen, Läden, Museen, etc wie stark besucht sind. Sehr praktisch! Last Minute Shopping ist allerdings wegen der Hektik nicht zu empfehlen.
10) Setze Grenzen
Plane zwischen Erledigungen/Treffen genug Zeit für dich selber ein. Wenn du heute etwas anstrengendes unternimmst, nimm dir morgen mehr Zeit für dich selbst. Eine Einladung von anderen darfst du auch ruhig mal absagen. Du wirst merken, dass es dir gut tut. Und dann brauchst du auch kein schlechtes Gewissen haben. Oder wenn du keine Lust auf nervigen Small Talk in der Straßenbahn oder der Fußgängerzone hast brauchst du dich dafür auch nicht verbiegen. Man munkelt, dass Kopfhörer auf den Ohren oder ein arroganter Gesichtsausdruck davor “schützen” angesprochen zu werden. 😉 Und falls doch dann ist die Reaktion der anderen Person unbezahlbar wenn sie merkt, dass man ja doch ganz freundlich ist.
Du siehst: Mit diesen Strategien und Anpassungen in deinem Lebensstil kannst du auch als hochsensible Person in einer schnell mal überwältigenden Stadt “überleben”. Klar ist man auf dem Land weniger Reizen ausgesetzt, aber das sollte dich nicht davon abhalten das Leben trotzdem in der Stadt zu genießen. Welche weiteren Tipps und Tricks fallen dir noch zum Thema ein? Schreib’s gerne in die Kommentare.
Auch in Zukunft werde ich weitere Beiträge zum Thema Hochsensiblität und der Suche nach dem idealen Wohnort schreiben. Wenn du keinen Artikel verpassen möchtest, dann folge mir am besten bei Facebook.